Ostsee – Nordsee? Hauptsache Meer.

Mein Mann und ich, wir haben so einen merkwürdigen Streit. Eigentlich ist es kein Streit im herkömmlichen, also lautstarken Sinn. Vielmehr handelt es sich um eine sagen wir mal Meinungsverschiedenheit. Eine kultivierte noch dazu. Sie dreht sich stets um die Frage: Nordsee oder Ostsee?

Zugegeben, wir haben ein Luxusproblem. Zumindest aus der Perspektive eines Pfälzers oder Sachsen. Wir leben in Hamburg, was bedeutet, dass es ungefähr 1,5 Stunden dauert, ein Meer zu erreichen. 1,5 Stunden nach Nordwesten: Nordsee. 1,5 Stunden nach Nordosten: Ostsee. Wird uns der Horizont unseres Viertels, der Alster und auch der Elbe zu eng, taucht sie jedes Mal zuverlässig auf – die Frage nach dem richtigen, dem echten Meer. Nordsee, ruft mein Mann. Ostsee, schmettere ich zurück. Es folgen die üblichen Argumente, in Variationen ihrer Reihenfolge, je nach Stimmung.

StrandZum Beispiel dieses: Der Strand ist breiter in St. Peter-Ording, was das nächste Nordsee-Ziel für Hamburger ist. Das stimmt sogar. Aber bis man endlich an der Wasserkante entlang laufen kann, muss man erst mal 20 Minuten über eine Seebrücke laufen. In Boltenhagen, was für uns der erste richtig schöne Badeort an der Ostseeküste ist, liegt der Strand hingegen direkt hinter der Düne. Mit Kind ist dieser Umstand nicht zu unterschätzen. Eintritt in Form einer Kurtaxe wird an beiden Stränden fällig. Das Argument zieht also nicht (und ärgert uns regelmäßig gleichermaßen). Immer wieder gern vorgebracht wird der angebliche Fakt, die Nordsee habe den raueren, also echten Meerescharakter. Wenn das Wasser denn da ist, halte ich schlicht dagegen. Der Wind weht kräftiger, versucht es mein Mann dann. Genau, sage ich. Davon bekomme ich Kopfschmerzen.

Es ließe sich diese durchaus subjektive Liste beliebig verlängern. Nun fragen Sie sich, wie wir diesen gordischen Knoten lösen. Es ist relativ einfach: Im Winter geht’s häufiger an die Nordsee, obwohl es dann dort noch ein bisschen barscher ist (aber wozu gibt es sonst all die tollen Outdoorklamotten?). Im Sommer landen wir eher am Ostseestrand, des Badens wegen. Wie sagte unlängst ein Touristiker treffend: Die Leute wollen das Meer. Klar! Was denn sonst?

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Volkes Stimme hat entschieden

Umstrittende Königstochter Leonora Christina wird
nun doch Namenspatronin der neuen Ostsee-Superfähre

Die neue Superfähre der Reederei BornholmerFærgen wird nun doch „Leonora Christina“ heißen. Bei einer öffentlichen Abstimmung über den Namen, zu der sich die Reederei nach heftigem Streit in der Bevölkerung gezwungen sah, erreichte die Königstochter aus dem 17. Jahrhundert schon im zweiten von drei möglichen Wahlgängen mit hauchdünnen 50,27 Prozent die erforderliche absolute Mehrheit der abgegebenen 9.340 gültigen Stimmen. Im Vergleich zu ihren vier Konkurrentinnen war der Sieg souverän: Sogar die im Lande ungemein populäre Prinzessin Mary, Frau des Kronprinzen Frederik, musste sich mit nur 18,5 Prozent der Stimmen begnügen – Platz 3.
Damit fällt in Dänemark eine weitere Männerdomäne: Noch nie trug eine Fähre auf den seit 1866 im Liniendienste befahrenen Routen zwischen der Sonneninsel in der Ostsee und dem Mutterland einen Frauennamen. Zuletzt waren starke Typen aus dem Freiheitskampf der Bornholmer gegen schwedische Besatzer im Jahr 1658 Namenspatrone wie Povl Anker und Villum Clausen.

Die bis zu 40 Knoten – etwa 75 km/h – schnelle „Leonora Christina“ wird mit 113 m Länge und einer Kapazität von 1.400 Passagieren und 357 Fahrzeugen eine der größten kommerziell genutzten Doppelrumpf-Fähren weltweit sein. Das in Westaustralien gebaute Schiff wird nach einer Reise um die halbe Welt Anfang Mai in ihren neuen Heimatgewässern erwartet und soll ab 15. Juni in den Fahrplan von BornholmerFærgen integriert werden.

(Quelle: VisitDenmark)

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And the oscar goes … to Susanne Bier.

Sie hat es geschafft: Susanne Bier, eine der beliebtesten und besten Regisseure Dänemarks, hat den Oscar für ihren jüngsten Spielfilm ”Hævnen“ (In a better world) bekommen. Auf ihre ganz eigene Art beleuchtet die ehemalige Dogma-Anhängerin in dem Streifen erneut das Schicksal zweier Familien.

Biers Film erzählt von den Jungen Elias (Markus Rygaard) und Christian (William Jøhnk Nielsen), von der alltäglichen Gewalt in der Schule und in afrikanischen Flüchtlingslagern, von Erwachsenen, die ihre eigenen Wege gehen und darüber die Nöte der Kinder vergessen, von Rache, Alternativen und Alternativlosigkeit.

Susanne Bier erlangte mit ihrem Dogma-Film „Open Hearts“ international Beachtung. Als sie einen Ruf nach Hollywood erhielt, folgte sie diesem laut einem Interview nicht aus Geld- oder Ruhmsucht, sondern um sich weiterzuentwickeln. „Hævnen“ ist so ein Film ohne Dogma-Regeln und glänzt doch mit den Stärken der Bier’schen Regiearbeit: Erzähltiefe und starke Charaktere.

Der Oscar zeigt: Susanne Bier kann auch außerhalb Europas bestehen. Herzlichen Glückwunsch.

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Volksaufstand auf Bornholm erzwingt Neuwahlen

Beim Streit um den Namen ihrer neuen Superfähre
lässt die Reederei BornholmerFærgen das Volk abstimmen

Eigentlich war alles klar: BornholmerFærgen, die wichtigste Reederei im Fährverkehr zur dänischen Sonneninsel Bornholm, gibt eine Männerdomäne auf: Seit Jahrzehnten tragen Fähren, die Einheimische und Touristen auf die Insel bringen, Namen starker Typen, wie die der Freiheitskämpfer Jens Kofoed, Povl Anker, Villum Clausen oder Peder Olsen, die Bornholm 1658 mit einem Volksaufstand von schwedischem Joch befreiten. Allenfalls waren noch schöne Plätze auf der Insel wie Hammerodde oder Dueodde als Schiffsnamen genehm.
Bei der neuen Superfähre, die in Australien bereits ihren Stapellauf erlebte, sollte es anders werden: Schon Mitte vergangenen Jahres verkündete die Reederei, dass der Katamaran den Namen einer bekannten Frau des 17. Jahrhundert tragen soll: Leonora Christina.
Die Namenspatronin lebte 1621–1698, bezeichnete sich gern als Lieblingstochter des dänischen Renaissancekönigs Christian IV. und war Gräfin von Schleswig und Holstein. An Bornholm dürfte sie indes wenig schöne Erinnerungen gehabt haben, saß sie dort doch 17 lange Monate im Turm der Burg Hammershus in Festungshaft. Später folgten weitere 22 Jahre Haft in Kopenhagen.
Leonora Christina hatte ihren Halbbruder und Nachfolger ihres Vaters Frederik III. erzürnt, weil sie ihrem Mann, Ex-Reichshofmeister Corfitz Ulfeldt selbst dann noch die Treue hielt, als der längst wegen Hochverrats zum Tode verurteilt war. Leonora wurde dennoch eine Ikone ihrer Zeit, weil sie mit ihren Haft-Erinnerungen ›Jammers Minde, Denkwürdigkeiten der Gräfin Leonora Christina Ulfeldt‹ das erste bedeutende Werk dänischer Literatur nach dem Mittelalter schrieb. Seit 2006 gehört es zum offiziellen dänischen Kulturkanon, dem Kulturerbe des ältesten Königreichs der Welt, in einem Atemzug genannt mit Hans Christian Andersens Märchen oder der Kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen.
Nachdem ihr Name für die neue Schnellfähre der BornholmerFærgen ausgewählt wurde, deckte ein Historiker ein pikantes Detail auf: Leonoras Mann wurde verurteilt, weil er Schweden zu einem Krieg gegen Dänemark aufgestachelt hatte, in dessen Folge Bornholm an den damaligen Erzfeind fiel. Das Schiff nach ihr zu benennen sei Verhöhnung jener Freiheitskämpfer, deren Namen die anderen Schiffe der Reederei trugen und tragen.
Bis in die dänische Regierung wurde die Frage diskutiert: Ist Leonora Christina es würdig, einer der größten Doppelrumpffähren der Welt den Namen zu geben? Die Wellen schlugen so hoch, wie sie das Schiff auf der Ostsee hoffentlich nie erleben muss: BornholmerFærgen gab nach und lässt jetzt in einer Volksabstimmung den Namen bestimmen – organisiert und notariell überwacht mit einem Standard, den man einigen Staaten für ihre Präsidentenwahlen gönnen würde: Es soll auf keinen Fall hinterher weiteren Streit geben.
Eins stellte Per Gullestrup, Aufsichtsratsvorsitzender der Reederei, von vornherein klar: „Meines Wissens gab es noch nie einen Frauennamen für eine Bornholm-Fähre. Dafür ist die Zeit jetzt reif. Immer mehr Frauen bekleiden wichtige Positionen in unserer Gesellschaft und so wollen auch wir diesem Trend folgen und bleiben deshalb dabei, dass unsere neue Schnellfähre einen Frauennamen tragen soll“.
Im ersten, bereits abgeschlossenen Wahlgang konnten frei Namen eingereicht werden. Sie sollten weiblich sein und Bezug zu Bornholm haben. Die vier in dieser Runde meistgenannten Namen – Anne Boel, 1652 eine der letzten in Dänemark als Hexen verbrannten Frauen, die weltbekannte Keramik-Künstlerin und Designerin Gertrud Vasegaard (1913–2007), die aus Tasmanien stammende dänische Kronprinzessin Mary, die Gutsbesitzerin und Wohltäterin Marie Kofoed (1760 – 1838) sowie besagte Leonora Christina stehen jetzt bis zum 25. Februar zur Wahl u.a. auf den dänischen Seiten von http://www.bornholmerfaergen.dk (Færgenavn til folkeafstemning). Erreicht in diesem Wahlgang keine der Damen 50 Prozent der abgegebenen Stimmen, wird es einen zweiten Wahlgang mit den beiden bestplatzierten Namen geben.
Zu einer starken Konkurrentin der Königstochter Leonora avancierte Marie Kofoed, eine waschechte Bornholmerin. Sie lebte zwar schon vor 200 Jahren, hat aber die Unterstützung einer munteren Facebook-Gruppe ›Den nye bornholmerfærge skal hedde Marie Kofoed‹ (Die neue Bornholmfähre soll Marie Kofoed heißen). Die reiche Gutsbesitzerin, die zwei wohlhabende Ehemänner beerbte, gilt als Wohltäterin mit großem sozialen Gewissen gegenüber den Bornholmern. Aber wie in der großen Politik: Auch Marie hat einen Makel: Ein Teil ihres Vermögens verdiente ihr Mann in einem wenig bekannten Kapitel dänischer Geschichte, im Sklavenhandel von Afrika in die damals dänischen Karibik-Kolonien Saint Croix, Saint John und Saint Thomas, die heutigen US Virgin Islands.
Pikant ist auch der Name Anne Boel. Die junge Frau hatte als Amme den späteren Freiheitskämpfer Jens Kofoed aufgepäppelt. Der beschuldigte sie zwei Jahrzehnte später der Hexerei, weil auf seinem Familienhof alles schief lief und es für die Pannenserie keine Erklärung gab. Durch seine Anschuldigung wurde Anne verurteilt und auf dem Galgenhügel von Rønne im Juni 1652 verbrannt. Da nach damaligem Aberglauben eine Hexe aber nie allein agierte, riss Kofoeds Anklage noch drei weitere Frauen in den Tod. Den Namen Jens Kofoed trug 1979 bis 2004 eine der Bornholmfähren.
Der neue Katamaran für BornholmerFærgen, um dessen Namen es geht, lief bereits am 28. Januar im australischen Perth vom Stapel. Das 113 Meter lange Schiff, eine der größten kommerziell genutzten Doppelrumpf-Fähren weltweit, wird bis zu 1.400 Passagiere und 357 Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 Knoten (etwa 75 km/h) bis zu fünf Mal täglich in jede Richtung zwischen Bornholm und Ystad in Südschweden transportieren. Die planmäßige Überfahrtszeit beträgt etwa 80 Minuten gegenüber zweieinhalb Stunden mit konventionellen Fähren.

(Autor: Hans Klüche für visitdenmark)

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Datenschutz bei Facebook durchgesetzt

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar meldet einen Erfolg: Es ist gelungen, Facebook zu einer Änderung des Friend-Finding-Verfahrens zu bewegen. Laut einer Vereinbarung erhalte der Nutzer künftig eine transparente Kontrolle über die von ihm importierten Adressen. Insbesondere werde er von Facebook auf seine Verantwortung beim Importieren der Adressen und bei der Versendung der Einladungen hingewiesen. Zur Verwaltung der Adressen erhält jeder Nutzer ein Adressbuch, das die Speicherung und Löschung sowie die eigenständige Verwaltung der E-Mail-Kontakte für den Zweck der individuellen Einladungen ermöglicht.

Das Friend-Finding bei Facebook steht schon länger in der Kritik. Mit Hilfe des Verfahrens können Nutzer E-Mail-Kontaktdaten von ihren E-Mail-Accounts oder Smartphones importieren und damit neue Mitglieder werben. Eine Information der Personen, deren Daten auf diese Weise gespeichert werden, erfolgt nicht. Die Betroffenen wissen weder, ob und wann Facebook ihre E-Mail-Adressen erhalten hat, noch welche Personen außer der Einladenden ihre Adressen an Facebook weiter gegeben haben.

Zahlreiche Nichtnutzer von Facebook hatten entsprechende Einladungen in das Netzwerk bekommen, erläutert der Datenschutzbeauftragte in einer Pressemitteilung vom heutigen Montag, 24. Januar 2011. Die Nichtnutzer waren laut Caspar darüber besorgt, dass Facebook nicht nur Einladungen im Namen der Nutzer des Netzwerks versandt hat, sondern ihnen dann auch Bilder von weiteren Personen zusandte, die ihnen möglicherweise bekannt seien. Tatsächlich ist es durch das von Facebook praktizierte Verfahren des Friend-Finding möglich, weit reichende Beziehungsprofile anzulegen, die nicht nur auf Facebook-Nutzer bezogen sind, sondern auch auf Dritte, die mit dem Netzwerk nichts zu tun haben.

Nach der Vereinbarung wird das Friend-Finding-Verfahren nun deutlich datenschutzkonformer gestaltet. Insbesondere der Schutz der Daten Dritter, also von Personen, die nicht Mitglied des Netzwerks sind, deren Daten gleichwohl durch den Nutzer auf Facebook importiert werden, wird gestärkt. Hier gilt künftig, dass Facebook die E-Mail-Adressen nur für Zwecke der Freundesuche verwenden darf. Weitere eigene Zwecke für Facebook bleiben ebenso ausgeschlossen wie die Verwendung der Adressen zu anderen Zwecken der Nutzer.

Der eingeladene Nicht-Facebook-Nutzer ist über einen Link zu informieren, weshalb er die E-Mail erhält und wie er in Zukunft verhindern kann, dass seine Adresse für Freundvorschläge verwendet wird. Hierzu wird dem Eingeladenen ein Opt-out zur Verfügung gestellt. Einladungen, die als Vorschlag Bilder von möglicherweise bekannten Personen umfassen, werden nur übersandt, wenn der Empfänger zuvor bereits eine Einladung ohne Bilder erhalten hat. Diese enthält den genannten Link und gibt dem Empfänger die Gelegenheit, einer Verwendung seiner E-Mail-Adresse für die Freundesuche zu widersprechen. Wer dem Einladungsverfahren widerspricht, kann künftig nicht nur verhindern, weitere Einladungen durch den Nutzer zu bekommen. Seine E-Mail-Adresse darf dann auch nicht zu Zwecken des Freundefindens durch Facebook verwendet werden. Die E-Mail-Adressen der Widersprechenden werden datenschutzkonform nur in Form eines Hash-Wertes, d.h. nicht im Klartext, gespeichert. Noch weitergehende Lösungen, etwa der gänzliche Verzicht auf das Importieren von Daten Dritter, waren in den Verhandlungen nicht zu erreichen. Sie dürften auch aus rechtlichen Gründen kaum durchsetzbar sein.

Nun muss Facebook die Vereinbarung noch realisieren.

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Vergangenheitsbewältigung auf skandinavisch

Am Ende fühlt man sich, als hätte man selbst einen Kater: Zu viele Zigaretten und viel zu viel Alkohol werden in Pernilla Augusts Spielfilm „Svinalängorna“ (Der Schweinestall) konsumiert. Das Regie-Debüt der schwedischen Star-Schauspielerin ist ein zutiefst bewegendes Sozialdrama – und war trotz starker Konkurrenz der überragende Film der 52. Nordischen Filmtage, die vom 3. bis zum 7. November in Lübeck stattfanden. Pernilla August erhielt für ihren ersten Langfilm den mit 12.500 Euro dotierten NDR-Spielfilmpreis.

Schon bei der Premiere auf dem Filmfest von Venedig hatten Kritiker die Verfilmung des Bestsellerromans von Susanne Alakoski über die schwierige Kindheit des finnischen Einwanderermädchens Leena im Schweden der siebziger Jahre mit den Sozialdramen Ken Loachs und Mike Leighs auf eine Stufe gestellt. Die Lübecker Jury schloss sich dieser Einschätzung an: „Ein Film, der uns stark bewegt zurücklässt – durch seine thematische Relevanz und durch seine radikale Intensität. Ein Film, der ebenso sozial bedeutungsvoll wie künstlerisch substanziell den Kosmos seiner Geschichte entfaltet.“

Die 52. Nordischen Filmtage, die wieder Zehntausende Cineasten in die Hansestadt Lübeck zogen, machten einmal mehr deutlich, wie facettenreich das nordeuropäische Filmspektrum ist. Insgesamt wurden 140 Produktionen aus Skandinavien, Norddeutschland und dem Baltikum gezeigt. Besonders stark vertreten waren in diesem Jahr die Schweden, die allein mit 30 Produktionen anreisten. Sie stellten zudem den Hauptteil der in der Retrospektive gezeigten Filme, die sich dem skandinavischen erotischen Film der 50er bis 70er Jahre widmete. Mit ihrer Liberalität und Freizügigkeit trugen diese Filme auf eine besondere Art zur Aufklärung und sexuellen Befreiung bei. Stark vertreten waren zudem die Norweger. Sie zeigten eine Reihe von Kinderfilmen und Dokumentationen und allein vier Spielfilme, darunter den „Berlinale“-Publikumsrenner „En ganske snill mann“ (Ein Mann von Welt).

Das große Thema des diesjährigen Filmfests war allerdings die Bewältigung schwieriger Vergangenheit. Nicht nur in einem Großteil der 17 Spielfilme, darunter elf Premieren, sondern auch und vor allem in den Dokumentationen. In Finnland etwa wird aktuell in mehreren Produktionen der zweimalige Frontenwechsel während des Zweiten Weltkrieges behandelt, was sowohl im Spielfilm „Kuulustela“ (Das Verhör) als auch in den Dokumentationen „Göhrings Marschallstab“ und „Auf Wiedersehen Finnland“ sichtbar wurde.

In Pernilla Augusts „Svinalängorna“ steht zwar das Kindheitstrauma von Leena im Mittelpunkt. Doch wird auch das Schweden der 70er Jahre, insbesondere die Arroganz der einheimischen Bevölkerung gegenüber den finnischen Einwanderern, thematisiert. Etwa, wenn die junge Leena zusammen mit der Mutter das Haus wohlhabender Schweden putzt. Als Erwachsene gehört Leena schließlich selbst zur etablierten schwedischen Mittelschicht. Doch zerspringt die heile Familienwelt der 34-Jährigen jäh, als ein Anruf des Ystader Krankenhauses sie erreicht. Die lange aus dem Bewusstsein verdrängte Mutter liegt im Sterben. Auf der 600 Kilometer langen Reise von Stockholm nach Skåne – von Leena nur widerwillig angetreten – erwachen die Dämonen der Kindheit. Voller Zuversicht starteten Leena und ihre Familie Anfang der 70er Jahre in der neuen Heimat Ystad. Doch die vermeintliche Idylle im von den einheimischen Schweden „Schweinestall“ genannten Vorort entpuppt sich bald als enge, von Missbrauch, Gewalt und Hoffnungslosigkeit geprägte Hölle. In einer immer unerträglicher werdenden Abwärtsspirale bleiben physisch und psychisch verwahrloste Erwachsene und zerbrochene Kinderseelen zurück. Pernilla August, die als hinkende Dienstmagd in Ingmar Bergmans „Fanny und Alexander“ und mit einer Hauptrolle in Bille Augusts „Mit den besten Absichten“ bekannt wurde, gelingt es, die Überwindung des scheinbar aussichtslos prägenden Milieus ohne jede Form von Kitsch oder Sozialromantik darzustellen. Schwedens neuer Schauspiel-Star Noomi Rapace verkörpert glaubhaft die mühsam um ihre Fassung ringende Leena, die es kaum zwei Minuten am Bett der sterbenden Mutter aushält und sie doch auf die Terrasse schiebt, um ihr das Rauchen der geliebten Zigaretten zu ermöglichen.

In Hannes Holms Film „Himlen är oskyldigt blå“ (Der Himmel ist unschuldig blau) ersteht das Schweden der 70er Jahre auf eine andere Art. Er erzählt in erster Linie eine romantische Tragikomödie über den Verlust der Unschuld und die erste Liebe. Die erlebt der Protagonist Martin – brillant gespielt von Bill Skarsgård, einem der sechs Söhne von Schauspiel-Star Stellan Skarsgård – jedoch vor dem Hintergrund einer der größten Drogenskandale der schwedischen Kriminalgeschichte. Martin kommt aus einfachen Verhältnissen, sein bester Freund Micke hingegen gehört zur schwedischen High Society. Was im Alltag noch in den Hintergrund tritt, wird offensichtlich in den Sommerferien. Zwar besorgt Micke Martin einen Ferienjob im exklusiven Restaurant des Königlich Schwedischen Yachtclubs (übrigens der älteste außerhalb Großbritanniens) auf der Schäreninsel Sandhamn. Doch bei Martins Ankunft werden die Grenzen klar gezogen: Micke wohnt selbstverständlich bei seinen Kumpels im Club, seine Eltern im eigenen Sommerhaus – und Martin beim Personal. Wie der 18-Jährige zum Liebling des halbseidenen Restaurantbesitzers aufsteigt, wie er mit der Naivität eines Kindes ins Drogenmilieu gerät und gleichzeitig die erste Liebe erlebt, zeigt Holm mit wunderbaren Bildern und unterstützt durch einen großartigen Soundtrack.

Ihr einjähriger Aufenthalt während der Kindheit in Trinidad hat die Norwegerin Maria Sødahl veranlasst, ihr Drama „Limbo“ vor der exotischen Kulisse des Karibikstaates anzusiedeln. Der Film führt zurück in die 70er Jahre, als die Welt noch deutlich größer war. Sødahl thematisiert die Ehekrise des norwegischen Paares Sonia (Line Verndahl) und Jo (Henrik Rafaelsen) und erzählt gleichzeitig über Heimatlosigkeit und das Gefühl der Frauen, kein eigenes Leben neben dem ihrer erfolgreichen Männer zu haben. Oberflächlich betrachtet führen die Frauen der um die Welt ziehenden Ingenieure ein Leben in Luxus. Tatsächlich vergehen die Tage in Lethargie und Langeweile. Die Stärke von Maria Sødahls Film ist seine ausgesprochen gelungene Dramaturgie. Aus einem träge dahinplätschernden Langzeiturlaub wird für Sonia eine Zeit, in der sie völlig den Boden unter den Füßen verliert. Stark auch die Nebendarstellerin Lena Endre als „Jetset-Queen“ Charlotte. Auf dem Filmfest in Montreal bekam Sødahl für „Limbo“ den Preis für die Beste Regie.

An die eigene Vergangenheit knüpft auch Islands bekanntester Regisseur Fridrik Thór Fridriksson an: Mit „Mama Gógó“ hat er eine Art Fortsetzung seines Oscar-nominierten Films „Children of Nature“ geschaffen, der zudem stark autobiografische Züge trägt. Erneut stellt Fridriksson ebenso schonungslos wie selbstkritisch die Frage, wie die mitten im Leben stehende, stets zu viel beschäftigte Generation mit ihren alternden Eltern umgeht. „Mama Gógó“ setzt bei der Premiere des Films „Children of Nature“ ein und beschreibt die fortschreitende Demenz der Mutter des Regisseurs. Was die alte Dame anfangs noch mit Cleverness ausbügelt – wie sie trotz hoher Promillewerte aus einer Verkehrskontrolle herauskommt, ist unglaublich witzig – wird zunehmend lebensbedrohlich. Wie hilflos gerade Kinder der Erkrankung ihrer Eltern gegenüber stehen, wird in einer kleinen, doch beinahe der wichtigsten Szene des Film deutlich: „Wo bist Du, meine geliebte Mama?“, fragt der Sohn seine ihm gegenüber sitzende Mutter, die jeden Bezug zur Welt verloren hat. Die Sensibilität der Bildsprache war der Jury eine „lobende Erwähnung“ wert.

Das Schicksal der einst berühmten Glücksstädter Druckerei Augustin und des Künstlers Jimmy Ernst verknüpfen die Hamburger Filmemacher Christian Bau und Arthur Dieckhoff in ihrer Dokumentation „Zwiebelfische – Jimmy Ernst, Glückstadt/New York“.  Der Sohn des Künstlers Max Ernst und der Journalistin Louise Straus hat Mitte der 30er Jahre im schleswig-holsteinischen Glückstadt eine Ausbildung zum Schriftsetzer gemacht. Untermalt von der beinahe sphärisch zu nennenden Filmmusik der Klangkünstlerin Ulrike Haage und ergänzt um die künstlerischen Fotos, die Candida Höfer von der noch immer vollständig erhaltenen Druckerei gemacht hat, ist ein wahrlich poetisch zu nennender Film entstanden. Es mag sein, dass die dänische Produktion „Armadillo“, die den Orientierungsverlust junger dänischer Soldaten im Afghanistan-Einsatz zeigt, die wichtigste Dokumentation des Festivals war. „Zwiebelfische“ war zweifelsfrei eine der schönsten.

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Hamburger Frauen – netzwerkt

Darauf haben wir gewartet: Seit gestern ist das erste soziale Netz für (Geschäfts-)Frauen online. Unter dem Namen Women’s Business Lounge hat Martina Plag, die Erfinderin des Hamburger Women’s Business Days, ein professionelles und hoffentlich nutzbringendes Online-Netzwerk aus der Taufe gehoben. Wer beruflich voran kommen möchte, sich mit gleich gesinnten Frauen über Themen rund um Beruf und Karriere, jenseits von Kindergarten und Schule, aber auch über Kindergarten und Schule austauschen möchte oder einfach Spaß am netzwerken hat, ist dort richtig. Und hier geht’s los: http://www.wbl-hamburg.de

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Geht doch!

Diese erfreuliche Mitteilung möchte ich niemandem vorenthalten – aus zweierlei Gründen: Das Hotel liegt in meiner erklärten Lieblingsstadt Kopenhagen und es zeigt, dass auch Energiefresser wie Hotels klimafreundlich wirtschaften können.

Das umweltfreundlichste Hotel der Welt liegt in Dänemark. Das neue Hotel Crowne Plaza Copenhagen Towers wurde am vergangenen Wochenende im Rahmen der EcoTourism Awards im australischen Sydney mit dem renommierten Titel „The World’s Greenest Hotel“ ausgezeichnet. Der Preis wurde von der weltgrößten Reise- und Tourismusorganisation, Skål International, verliehen.
Ausgezeichnet wurde das Vier-Sterne-Hotel Crowne Plaza, das in Kopenhagens neuem Stadtteil Ørestad zwischen Altstadt und Airport liegt, für seine umfassenden Klimaanstrengungen. So besitzt das Crowne Plaza Copenhagen Towers an seiner Außenfassade zwischen der 5. und 25. Etage insgesamt 2.500 Quadratmeter Sonnenkollektoren. Diese erzeugen im Jahr rund 170.000 Kilowattstunden Strom für den Eigenbedarf des 366-Zimmer-Hauses.
Zur Kühlung und Beheizung der Klimaanlage verwendet das Hotel Grundwasser. Fernsehgeräte und Lampen in allen Räumen sind ebenfalls besonders energiesparend. Shampooflaschen, Zahnbürsten und Badehauben für Gäste sind biologisch abbaubar. Das Hotelrestaurant setzt neben effizienter Energienutzung auf lokale Rohwaren. Eventuelle Essensreste werden für Biogas oder Düngung eingesetzt.
Das Crowne Plaza ist Dänemarks einziges CO2-neutrales Hotel. Seine zahlreichen Maßnahmen senken den Energieverbrauch um 53 Prozent gegenüber konventionellen Bauten – eine CO2-Ersparnis von 1,4 Tonnen jährlich. Der 1932 gegründete Branchenverband Skål International hat rund 20.000 Mitglieder in 89 Ländern weltweit. (Quelle: visitdenmark)

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Die Sinfonie des Altmeisters

Die Herausforderung für die Ohren war groß: „Heroes“ von David Bowie in einer gebremsten, von Streichern und Bläsern instrumentalisierten Version zu hören, fiel schwer. Der Einstieg in die aktuelle CD „Scratch my back“ des Rockveteranen Peter Gabriel, er wollte nicht gelingen. Dennoch: Das Live-Erlebnis, es sollte, es musste sein. Allein die Skepsis war groß, ob sich einer wie Gabriel, dem immer wieder Wegmarken in der modernen Musikgeschichte gelungen waren, nicht doch verhoben hatte.

Doch was da am Sonntagabend, dem symbolträchtigen 20. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung, auf der Bühne der o2-World passierte, war eine echte Gabriel-Nummer: Muss man ihn künftig den Beethoven der Rockmusik nennen? Gibt es irgend etwas, das nicht zu Gold wird, was der 61-Jährige – zumindest musikalisch – anfasst? Die Bühnenversion von „Scratch my back“ ist eine Sinfonie, die nichts mit den von Popstars immer mal wieder gern unternommenen Ausflügen in die Welt der Klassik (aktuelles Beispiel: Sting) zu tun hat. Ane Brun, die norwegische Liedermacherin und neben Tochter Melanie weiblicher Gegenpart von Gabriel, hatte ein einzigartiges Erlebnis prophezeit. Widerspruch zwecklos.

Brav wie ein Messdiener kommt der kahlköpfige Gabriel auf die Bühne, das Publikum lauscht seinen – selbstverständlich auf Deutsch – gesprochenen einführenden Worten. Die Stimmung hat nichts von einem Rockkonzert, gebannt wie in der Oper sitzt das ergraute Publikum in der Arena. Normalerweise erzählt jeder Song eine kleine Geschichte, sagt Gabriel, fast ein bisschen werbend für seine Idee. Dieses Mal sei es anders, alle Songs zusammen erzählten die Geschichte. Die Geschichte von Liebe, Leben, Tod. No drums, no guitars, hatte es programmatisch geheißen. Wozu, fragt man sich spätestens nach dem dritten Song, braucht es die sonst überhaupt? Die Kraft des New Blood Orchestra, eines eigens gegründeten und mit hochkarätigen Musikern besetzten Orchesters, die großartigen Arrangements ohne jeden Schnörkel und Pathos, haben das Zeug, in die Musikgeschichte einzugehen.

Deutlich anders, doch immer noch der Idee des sinfonischen Werks verhaftet, ist der zweite Teil mit Gabriel-eigenen Klassikern. Unterstützt von den Streichern wird „Mercy Street“ noch dramatischer als schon im Original und „Downside-Up“, wie stets gesungen von Melanie, noch schöner. Bei „Solsbury Hills“ hält es das bis dahin auf den Stühlen rockende Publikum nicht mehr auf den Plätzen. Zum Ende ist es dann doch beinahe so wie wie immer bei Gabriel: laut und rockig. Was die Musiker des New Blood Orchestra aus ihren klassischen Instrumenten herauszaubern, ist nur mit einem Wort zu beschreiben: großartig. Beschwingt, beglückt, durch ein  gefühlvolles Orchesterstück befriedet, geht eine einzigartige Konzertnacht nach drei Stunden zu Ende. Und man möchte dem Briten hinterherrufen: Mehr davon! Ganz schnell! Bitte!

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Tue Gutes

Ja, es ist Zufall, dass in meinem Blog andauernd von Weltverbesserern die Rede ist. Nein, es ist kein Zufall, dass in meinem Blog andauernd von Weltverbesserern die Rede ist. Es ist einfach unerträglich, wie viel Not und Elend sich auf unserem Planeten ausbreiten. Da muss man gar nicht bis nach Pakistan schauen. Warum eigentlich tun wir Deutschen uns so schwer damit, die Flutopfer dort mit unserer Freigiebigkeit zu unterstützen? Egal, wo die Katastrophen sonst über den Menschen hereinbrechen, auf die Deutschen war immer Verlass. Millionen flossen ins Tsunami-Gebiet, Millionen nach Haiti. Pakistan aber ist den Deutschen keine Millionen wert. Ich spekuliere: Haiti gilt zwar als noch korrupter, aber nicht als Terroristen-Nest. Schmiergeld zahlen ist okay, potenzielle Selbstmordattentäter vor dem Hungertod retten, nicht. Eine Logik, die ich nachvollziehen kann, die aber jeder Grundlage entbehrt. Wenn die Kinder auf den Armen ihrer Mütter zu verhungern drohen und die Taliban Nahrung bringen, wer hat dann wohl gewonnen?

In Anklam hungern auch Kinder, wie die Süddeutsche am 10. August eindrucksvoll beschrieb („Ermittlungen am anderen Ende der Welt“, http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/509159). Engagierte Leute haben sich zusammengetan und eine „Tafel“ speziell für die Kinder eingerichtet. Die Lehrer schicken ihre Schüler schon morgens dort hin, damit sie erst einmal frühstücken können. Die Großen bringen die kleinen Geschwister mit und manchmal einen Kochtopf, damit sie auch für die Eltern was Essbares mit nach Hause nehmen können. Ob Gutscheine für Kinder von Hartz-IV-Empfängern daran tatsächlich etwas ändern? Nur zur Erinnerung: Wir leben in einem der reichsten Länder der Erde und Anklam liegt in Mecklenburg-Vorpommern.

Wie gut, dass wenigstens aus den Behörden noch positive Meldungen kommen: Der Hamburger Bezirk Eimsbüttel tut etwas gegen die unkontrollierte Fortpflanzungssucht eines illegalen Einwanderes. Sein Name: Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude genannt. Seit Jahren überwuchert das Ungetüm die Böschungen der Uferbereiche, Gärten und Freiflächen und ist im Begriff, den angestammten heimischen Pflanzen den Rang abzulaufen. Doch der Bezirk Eimsbüttel hat der Herkulesstaude den Kampf angesagt – und ist guten Mutes, ihn zu gewinnen. Auch, weil engagierte  Bürger mit sachdienlichen Hinweisen auf Verstecke des Ungetüms behilflich sind. Danke, Bezirksamt, danke für diesen selbstlosen Einsatz!

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