Philosophisches Wetter? Philosophisches Wetter!

Der Himmel über Hamburg ist mal wieder so, wie wir ihn kennen: wolkenverhangen und grau. Es regnet. Doch wo ich früher Trübsal blies, jubiliere ich nun: Welch ein Glück! Nach Wochen der unbarmherzigen Hitze und Trockenheit lechzen Garten und Seele nach erfrischender Feuchtigkeit. Ein Wetter zum philosophieren!

Das ändert zwar nichts an einer aktuellen Schreibhemmung, gibt aber Raum für eine kreative Denkpause. Heute Nacht ist erneut eine junge Frau gestorben, weil sie im Tunnel von Duisburg gesteckt hat. 21 Tote hat die diesjährige Loveparade gefordert. Bis jetzt. Und man fragt sich, warum nach 20 Jahren friedlicher Feierei solch ein Drama geschehen musste. Sicher, die Loveparade war schon lange keine nonkommerzielle musikalische Demo mehr, als die sie irgendwann mal auf dem Berliner Ku’damm gestartet war. Doch der Wille der Duisburger Stadtfürsten, ihre gebeutelte Stadt endlich einmal mit positiven Bildern in Verbindung zu bringen, hat dem Wunsch der Veranstalter nach Profit in diesem Jahr wohl besonders kräftig die Steigbügel gehalten. Da ist sie wieder, die Frage an das Leben: Warum muss das sein? Nein, ich halte es nicht mit unserer blonden Eva-ich-verherrliche-schon-mal-rechte-Parolen-Herrmann, die an eine Strafe Gottes glaubt. Herrje, in was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich? Das fragte ich mich auch, als ich das Dossier in der ZEIT aus der vergangenen Woche las. Sabine Rückert hat, wie immer großartig, beschrieben, wie vier Männer vom Bauhof im Hessischen über Jahre einen behinderten Mann gequält haben. Unfassbar. Wie können Menschen so grausam sein?

Auch wenn der Gedankensprung ein wenig gewagt ist: Wieso sind Schnecken und Blattläuse eigentlich so gemein und fressen meinen halben Garten auf (wohlgemerkt den Teil, den ich bereits ansatzweise kultiviert habe)? Ich will wirklich nicht zum Mörder mit Giftspritze werden, aber so recht was einfallen will mir auch nicht, wie ich dieses Getier friedlich loswerde. Gutes Zureden hilft da jedenfalls nicht. Und die Verbannung in den Garten des Nachbarn halte ich auch nicht für das probate Mittel. Der Regen hilft, mich in einen Garten voller üppiger Pflanzen und ohne unbarmherzige Plagegeister zu träumen, Schnecken und Blattläuse, die einsehen, dass sie nicht das gute Werk einer gartenverliebten Schreiberin zerstören dürfen. Es hat aufgehört zu regnen – – … …

Zu guter Letzt noch eine weiter gegebene Bitte betroffener Eltern: Die ACHSE (Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen) ist für den diesjährigen Springer Medizin Charity Award nominiert. Die ACHSE ist ein Netzwerk von Patientenorganisationen, dem 89 Gruppen angehören, darunter auch die Elternhilfe für Kinder mit Rett-Syndrom, eine sehr seltene genetische Erkrankung. Schirmherrin der Allianz ist Eva Luise Köhler, die Frau des ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Mit dem Charity Award wird der herausragende Einsatz einer Organisation gewürdigt, die sich in besonderer Weise der Gesundheitsversorgung in Deutschland verpflichtet fühlt. Die ACHSE gehörte auch im vergangenen Jahr zu den Nominierten. In diesem Jahr möchte die Organisation gern zu den drei Gewinnern gehören, da es eine enorme Öffentlichkeitsarbeit für die „Seltenen Krankheiten“ bedeuten würde. Die Ärztezeitung präsentiert seit der letzten Woche die Kandidaten auf ihrer Website. Es wäre toll, wenn die Seltenen dort möglichst viele Stimmen auf sich vereinigen könnten:

http://www.aerztezeitung.de/panorama/k_specials/charity-award/charity-award-2010/

Weitere Infos zur ACHSE: http://www.achse-online.de

Veröffentlicht unter Uncategorized | Kommentar hinterlassen

Rücktritteritis

Das Jahr 2010 wird also als das Jahr der Rücktritte in die Analen eingehen. Zwar tut sich ausgerechnet die Institution, die die meiste Verantwortung in dieser Form übernehmen müsste, sehr schwer damit – Mixa musste ja förmlich aus dem Amt gejagt werden – doch ihr evangelisches Pendant und ihr politischer Arm erleben so etwas wie eine Welle. Innerhalb eines Jahres haben es alle interessanterweise männlichen und noch irgendwie als Angela Merkels Kontrahenten ernst zu nehmende Alphatiere der CDU vorgezogen, als Privatiers weiterzuleben. Der evangelischen Kirche indes sind ausgerechnet ihre beiden Vorzeigedamen an der Spitze abhanden gekommen. Das Verständnis für jede einzelne Entscheidung hin oder her – es drängt sich dem politisch interessierten Beobachter der Verdacht auf, dass Leute von Bord des Schiffes Deutschland gehen, denen kein Silberstreif mehr am Horizont erscheint. Die auch gar keine Lust mehr haben, den Karren aus dem Dreck zu ziehen und dafür permanent Haue zu bekommen. Die Politikverdrossenheit ist bei den Politikern selbst angekommen. Wo früher „Durchhalten“ die Parole war, heißt es nun, man müsse jüngeren Leuten und neuen Ideen Platz geben (früher wäre ein von Beust mit gerade 55 Jahren dieser so genannte junge Nachrücker gewesen). Nun ja, ob Leute wie der Hamburger Innensenator Christoph Ahlhaus, in seinem Amt eher als Hardliner verschrieen, wirklich in die Zukunft gewandte Ideen für diese Stadt präsentieren werden, darf bezweifelt werden. Für das erste schwarz-grüne Landesbündnis dürfte die Luft knapp werden, wenn der Senator zum Bürgermeister wird.

Um eine zukunftsfähige Schulpolitik muss er sich jedenfalls erst einmal nicht mehr kümmern. Die Gegner einer Schulreform haben sich durchgesetzt und das überkommene Hamburger Schulsystem zementiert, das immer nur für eine untere Position bei deutschlandweiten Vergleichstests reicht und Kindern aus so genannten bildungsfernen Schichten oder mit Migrationshintergrund und bald auch Kindern aus der nicht mehr allzu finanzstarken „Mittelschicht“ kaum Chancen auf die höheren Weihen eröffnet. Auch wenn die kleinere Klassen trotzdem eingerichtet werden sollen, mehr Chancengleichheit für alle Kinder wird es dank der Begehrlichkeiten der Reformgegner nicht geben.

Gut, dass es solche privaten Initiativen wie Arbeiterkind e.V. (www.arbeiterkind.de) gibt. Der inzwischen deutschlandweit aktive Verein unterstützt genau die Kinder, die keinen höheren Bildungsweg als familiären Background mitbringen. Kinder, die klug sind, das Zeug zu Abitur und Studium haben, aber nicht recht wissen, wie es anzupacken ist, weil ihre Eltern ihnen nicht helfen können.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Kommentar hinterlassen

Der Pott kocht

Endlich. Die WM ist überstanden – am Ende gabs dann wohl doch einen verdienten Sieger – und die größte Hitze ist auch erst einmal vorbei. Luftholen ist angesagt. Und der Kopf ist wieder frei für die wichtigen Dinge des Lebens. Ruhr 2010 zum Beispiel. (Für alle, die es noch nicht registriert haben: Das Ruhrgebiet ist dieses Jahr Kulturhauptstadt.) Gerade erreichte mich eine Einladung via Facebook an einen der Tische, die am kommenden Sonntag, 18. Juli, auf der A40 die längste Tafel der Welt bilden werden. SCHICHTschreiber nennt sich das Projekt, das sich im Abschnitt Huttrop, Block 47, Tisch 16 befindet. Eine geniale Idee: Die Initiatoren geben den Anfang einer Geschichte vor und jeder, der vorbeikommt, darf am ersten Live-Roman über das Ruhrgebiet mitschreiben. Dokumentiert wird alles im Blog schichtschreiber.wordpress.com. Na denn: Glück auf!

Veröffentlicht unter Uncategorized | Kommentar hinterlassen

Das könnte ein schöner Tag werden

Denn: Ich stimme nicht ein in den „Oh-Gott-ich-schwitze-so-sehr-es-ist-viel-zu-heiß-zum-arbeiten“-Reigen. Was haben wir gewartet auf diesen Sommer! Erst Ende Mai die Heizung abgestellt (eine ökologische Zumutung!) und noch im Juni Strümpfe getragen (eine Zumutung für Haut und Seele). Nun endlich heißt es: Je luftiger die Kleidung, desto besser. Zugegeben, auf dem Fahrrad ist es kaum zum aushalten. Aber stillsitzend im Büro und lauwarmes Wasser trinkend, gehts – und am Nachmittag wartet das Planschbecken im Garten. Das Unkraut lasse ich einfach vertrocknen, nur die Blümchen bekommen noch Wasser. Ist doch praktisch! Und das tägliche Eis reicht vollkommen, um den quasi nicht mehr vorhandenen Hunger zu stillen. Abnehmen mit der Eisdiät 🙂 Wenn nur diese Heulboje im Tonstudio unter uns aufhören würde, ihre Stimmbänder zu malträtieren. 08/15-Mugge in der immer gleichen Endlosschleife. Das wird auch nach 1000 Mal abspulen nicht besser. Was könnte das für ein wunderbarer Tag werden!

Veröffentlicht unter Uncategorized | Kommentar hinterlassen

Sollen wir jetzt weinen?

Sport soll fair sein, das ist eine Binse. Also müssen wir jetzt ganz stark sein und fair bleiben: Die Spanier waren einfach besser. Sie hatten eine Strategie, die sie umsetzen konnten – und unsere Jungs guckten nur noch in die Röhre. Nun spielen WIR also wieder um den Weltmeistertitel der Herzen, wie schon 2006. Das ist nicht mehr ganz so aufregend wie das Finale, aber es wird bestimmt noch mal ein schönes Spiel. Und dann können wir endlich wieder zur Normalität zurückkehren, uns auf die WM in vier Jahren in Brasilien und eine dann gereifte und siegeswillige Mannschaft freuen – und registrieren, was unsere Regierung uns in der Zwischenzeit, da wir „Brot und Spielen“ frönten, alles untergejuckt hat. Diesen farblosen Bundespräsidenten etwa, eine Gesundheitsreform, die einmal mehr bessere Versorgung suggeriert (glaubt hier einer, dass es bald wieder Arzttermine ohne Wartezeiten gibt?) und ein Sparpaket, dass die Kluft zwischen Arm und Reich noch vergrößert. Zum Glück ist bald Sommerpause und wir können den Kopf für ein paar Wochen ausschalten. Denn das Geplapper in diesen Wochen kann man getrost zum Altpapier legen. Apropos: Selbiges ist immer noch sehr lesenswert und jede Woche frisch auf evangelisch.de.

Veröffentlicht unter Uncategorized | Kommentar hinterlassen

Sommermärchen, die zweite

Außerhalb der Fußball-WM interessiert mich Fußball, sagen wir es mal vorsichtig, gar nicht. Naja, vielleicht ein bisschen, wenn Außenseiter-Vereine wie St. Pauli plötzlich zu Superstars mutieren und in die 1. Liga aufsteigen (was wohl mit dem Retortenclub in Leizpzig in der nächsten Saison passieren wird?). Oder es Samstagnachmittag und damit unvermeidlich ist, weil im Auto zusammen mit dem Holden sitzend, die Ohren vor der Bundesligakonferenz einfach nicht zu verschließen sind. Aber einmal in vier Jahren ist WM. Und dann packt auch mich das Fieber. So richtig erst, seit der Fußball im eigenen Land gekickt wurde. Doch auch in Südafrika war ich sozusagen vom ersten Tag an dabei. Nicht, dass ich in irgendeiner Weise qualifizierte Kommentare abgeben könnte. Aber emotional bin ich voll dabei. Ghana war mein Favorit – auf den zweiten Platz, versteht sich. Ich habe ein Tränchen verdrückt, als die afrikanischen Helden so saublöd aus dem Turnier geflogen sind. Umso größer der Jubel – nein, es war keine Schadenfreude, wie ich sie rings um mich durchaus wahrgenommen habe, das finde ich unsportlich – als wir, jawoll WIR gestern die Argentinier in den Flieger gesetzt haben. Selbst unsere Bundesangie wusste nicht mehr, wohin mit ihrer Freude. Wer hat sie nur zwischen diese miesepetrigen Typen gesetzt? Nach Wochen des Frusts endlich wieder entspannt lächeln, ach was: lachen und jubeln. Jetzt werden wir Weltmeister. Ihr werdet’s schon sehen!

Veröffentlicht unter Uncategorized | Kommentar hinterlassen

Heute ist es soweit …

… die artikelschmiede ist unter die Blogger gegangen. Angesteckt vom Enthusiasmus der social media akademie, nach ersten Gehversuchen im social web via Twitter, Facebook und Xing nun also mein eigenes Blog. Hier geht es um einige meiner Leidenschaften: das Schreiben im Allgemeinen und Besonderen, Journalismus und was daraus gerade wird, Norwegen, Dänemark und vielleicht ein bisschen Schweden (gähn), die Menschen (nein, nicht die, die Angela Merkel dauernd bemüht, sondern die, denen ich täglich durch meine Arbeit begegne), meinen Garten (yeah!) und was mir sonst noch so über den Weg läuft. Momentan sind das vor allem Kinder zwischen 80 und 100 cm Höhe und ihre nicht immer sommerlaunigen Mütter. Denn der endlich heiße Sommer nötigt mich in überfüllte Eisdielen und auf noch überfülltere Spielplätze. Aber ab nächste Woche ist Schluss damit: Wir erobern unseren Garten und haben dann endlich ein Planschbecken nur für uns!

Veröffentlicht unter Uncategorized | Kommentar hinterlassen